In der Schule haben wir einst gelernt: Louis XIV. hatte ein stehendes Heer. Der FC Pfyn hingegen hatte an diesem Abend elf stehende Herren, denen jegliche Kampfbereitschaft fehlte. Diese desaströse Beschreibung trifft vor allem auf die erste Halbzeit der Partie gegen Calcio Kreuzlingen zu. Im herbstlichen Nieselregen überliess Trainer Gérôme Leupin das Zepter seinen Mannen, hielt die Ansprache in der Garderobe kurz und wollte damit die Selbstverantwortung der Mannschaft auf die Probe stellen. Dass letztere noch viel Potenzial hat, zeigte sich danach eindrücklich.
Katastrophale Startphase
Zwar drückte Pfyn auf die Führung und liess zunächst kaum Chancen zu, konnte diesen Spielstil aber nicht lange wahren. In der 7. Minute erzielte Sandro Tagliavini nach einem Eckball das Führungstor, danach begann das grosse Straucheln. Das gewünschte Pressing funktionierte nicht ansatzweise, zwischen den Reihen fanden sich riesige Lücken und beim Umschalten in die Defensive erinnerte das Verhalten einiger Offensivkräfte an den sogenannten "walking football" (siehe hier ). Da das Heimteam auch nicht so auf der Höhe war, dauerte es bis zur 34. Minute, bis Calcio ausgleichen konnte. Erst das zweite Mal in dieser Spielzeit kassierte Pfyn wieder einmal ein Tor aus dem Spiel heraus. Der Gegner wurde nur ungenügend attackiert und kam dementsprechend einfach zum Abschluss, der den Weg ins Tor fand. An diesem Punkt war dies sicherlich verdient und die logische Konsequenz der Pfyner Passivität.
Auf und Ab bis zur Pause
Leider reichte der Ausgleich nicht aus, um die Pfyner endlich wachzurütteln. Uns so schepperte es nur drei Minuten später gleich nochmals. Das Heimteam konnte einen der vielen gefährlichen Angriffe über die linke Seite durch einen Schuss unter die Latte zur Führung verwerten.
Angesicht der Tatsache, dass Calcio ebenfalls gewaltige Löcher zwischen Abwehr und Mittelfeld aufwies, reichte oft ein Pass in diesen Raum, um sich Abschlusschancen zu erarbeiten. Doch Pfyn, das letzte Woche noch derart ballsicher auftrat, das Leder durch das schnelle Kurzpassspiel laufen liess und so zahlreiche Chancen kreierte, wirkte plötzlich einfallslos. Wie im defensiven Bereich war auch in der Offensive viel zu wenig Bewegung drin. Statt von Doppelpässen und Kreativität war die Spielweise von unüberlegten Dribblings und verzweifelten Abschlussversuchen geprägt, die nur selten überhaupt aufs Tor kamen. In der 39. Minute war es Nevio Tischhauser, der mit Zug auf den gegnerischen Sechzehner losrannte. Auch er suchte vergebens nach freilaufenden Mitspielern und entschied sich dementsprechend für einen präzisen Schuss, der tatsächlich zum Ausgleich führte. Pfyn war resultatmässig zurück im Spiel, mit dem Kopf aber scheinbar immer noch in einer anderen Welt. So kam es wie es kommen musste, der gegnerische Flügelspieler wurde einmal mehr zu wenig angegangen und netzte via Weitschuss und Doppelpfosten zur 3:2 Pausenführung ein.
Steigerung nach der Pause
Überrascht und enttäuscht von dieser schwachen Leistung, erhoffte man sich eine abrupte Leistungssteigerung durch die Pausenansprache. Schliesslich war es schlichtweg unmöglich, dass dasselbe Team binnen eineinhalb Wochen derartige Rückschritte zu verzeichnen hatte. In der Startelf waren Spieler, die im letzten Spiel gegen Wängi eine grossartige Leistung an den Tag legten. Da sich ihre fussballerischen Fähigkeiten seit dem angesprochenen Spiel nicht einfach in Luft aufgelöst hatten, mussten die Gründe einmal mehr mentaler Natur sein. Insofern war der Rückstand eigenverschuldet, was aber auch etwas Positives hatte: Pfyn hatte den Ausgang dieser Partei in den eigenen Händen (bzw. Köpfen).
Dies scheint bei den Spielern angekommen zu sein. Es war eine deutliche Steigerung sichtbar. Angetrieben von Captain Joel Frieden, der mit sehr viel Überzeugung ans Werk ging, nahmen die Pfyner die Zweikämpfe wieder an, liessen den Ball besser laufen, spielten schöner zusammen und agierten wieder kompakter. Dennoch wurde es auch in der zweiten Hälfte ab und an brenzlig, kam Calcio doch auch zu hochkarätigen Chancen, die von Schlussmann Dario Egger oder dem kollektiven Bemühen der Abwehrkette - teilweise in allerletzter Sekunde - vereitelt wurden. Auf der anderen Seite hatte Pfyn jedoch auch viel mehr Abschlussmöglichkeiten. Leider konnte diese, als auch die gefühlt 25 Eckbälle vorerst nicht im Tor untergebracht werden. So dauerte es bis in die 61. Minute, bis der Ausgleich endlich zustande kam. Joel Frieden zirkelte den Ball wunderschön ins Kreuzeck. Und nur 7. Minute später würde er mustergültig von Marvin Aeschbacher bedient und netzte zur 4:3 Führung ein. Bei dieser blieb es schlussendlich auch, obwohl Pfyn noch zahlreiche weitere Chancen hatte.
Fazit
Insgesamt war dieses Spiel sehr nervenzerrend und unnötig spannend. Hätten wir so gespielt wie noch vor neun Tagen, wäre die Partie wohl schon wesentlich früher entschieden worden. Letztlich gilt "Gwunne isch gwunne", wobei uns bewusst ist, dass gegen Tabellenführer Niederwil, der am Samstag auf der Oberen Wiide (14.00 Uhr) zu Gast ist, eine solche Leistung nie und nimmer reichen wird. Mit dem Wissen, dass wir aber auch gegen starke Mannschaften - mit dem 100%igen Einsatz - sehr gut performen können, freuen wir uns auf ein gutes Fussballspiel.
An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei unseren Fans bedanken, die trotz der Nässe vor Ort waren, uns unterstützt und mitgefiebert haben und ein Spiel erlebten, das bis zum Schluss spannend blieb. Wir hoffen, auch am Wochenende wieder eure Unterstützung geniessen zu dürfen.
Comments